19/10/2022

5. BRATISLAVA UMLAND KONFERENZ IN MARCHEGG

Kulturgeschichten als grenzüberschreitender Kitt.

Ca. 160 TeilnehmerInnen aus Österreich und der Slowakei fanden sich dazu im Speicher von Schloss Marchegg ein. Die Konferenz stand unter dem Motto „Grenzüberschreitende Kultur: Vergessene Geschichten“ und verfolgte das Ziel, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Kultur- und Tourismusbereich anzuregen.

Marchegg, 18.10.2022: Die NÖ.Regional, die Stadt Bratislava und die Wirtschaftsagentur Burgenland organisierten im Rahmen des Interreg SK-AT Projektes „baum_cityregion“ die bereits fünfte Konferenz für Bratislava und sein österreichisches Umland. Ca. 160 TeilnehmerInnen aus Österreich und der Slowakei fanden sich dazu im Speicher von Schloss Marchegg ein. Die Konferenz stand unter dem Motto „Grenzüberschreitende Kultur: Vergessene Geschichten“ und verfolgte das Ziel, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Kultur- und Tourismusbereich anzuregen. Die Konferenz wurde vom slowakischen Schriftsteller Michal Hvorecký moderiert und spannte den Bogen vom alten, mehrsprachigen Pressburg über das römische und jüdische Erbe der Region bis hin zur Thematisierung der Grenze und der Pressburger Bahn – allesamt identitätsstiftende Themen für die Grenzregion.

Landesrätin Daniela Winkler betonte in Ihrer Willkommensbotschaft die Gemeinsamkeiten mit den slowakischen Nachbarn: „Das Burgenland und die Stadt Bratislava sind seit Jahrhunderten ein gemeinsamer, gewachsener Kulturraum. Kultur ist ein wichtiges Bindeglied und kann auch für unseren gemeinsamen Grenzraum der Katalysator für eine noch intensivere Zusammenarbeit werden. Das Potenzial für Kooperationen ist ganz offensichtlich gegeben, zum Beispiel im Bereich der jüdischen Kultur. Davon zeugt das reiche jüdische Erbe der ehemals sieben jüdischen Gemeinden im Nord- und Mittelburgenland und insbesondere die Grenzgemeinde Kittsee, die eines dieser sieben jüdischen Zentren war.“ Das Burgenland war mit zwei Vortragenden und der Wirtschaftsagentur Burgenland als Veranstaltungspartner stark vertreten.

Vergessene Kulturgeschichten: Die Stadt Pressburg/Bratislava und die österreichischen Umlandgemeinden funktionierten über Jahrhunderte als ein gemeinsames Ganzes, unterbrochen von einer rund 40 Jahre dauernden Teilung durch den Eisernen Vorhang. Als Untermauerung dieser Gemeinsamkeiten lieferte Jozef Tancer, Literaturwissenschaftler und Historiker an der Comenius-Universität Bratislava, seine Keynote Speech zur Mehrsprachigkeit im alten Pressburg. Herr Tancer brachte uns in seinem Vortrag die Erinnerungen der EinwohnerInnen von Bratislava aus der Zwischenkriegszeit und deren sprachliches Umfeld näher – er bot einen Querschnitt zu den vielfältigen sprachlichen, ethnischen und religiösen Hintergründen der Stadt, somit über: Deutsche, Ungarn, Slowaken, Kroaten und Juden – nennen wir sie einfach „die alten Pressburger“.  Mehrsprachigkeit war damals sozusagen an der Tagesordnung. Heute finden wir den Sprachenmix von damals vor allem im österreichischen und im ungarischen Umland der Stadt Bratislava wieder – durch die zugezogenen BürgerInnen aus der Slowakei ist auch die Mehrsprachigkeit in unsere gemeinsame Region zurückgekehrt. Als weitere Inspiration erhielten die TeilnehmerInnen der Konferenz einen Einblick in die Funktionsweise der Niederösterreichischen Landesausstellung 2022 als regionales Entwicklungsprojekt und in ein bestehendes Kooperationsprojekt entlang der burgenländisch-ungarischen Grenze mit dem Titel „Border Histories“.

Im Anschluss wurden durch mehrere Vortragende aus Österreich und der Slowakei drei Projektideen für den Grenzraum vorgestellt und diskutiert:

  • Das römische Erbe der Region grenzüberschreitend in Wert setzen: Mit dem römischen Kastell Gerulata in Bratilslava-Rusovce und der ehemaligen römischen Großstadt Carnuntum finden sich gleich zwei wichtige römische Stätten in und um Bratislava.
  • Entwicklung eines „Mitteleuropäischen jüdischen Kulturwegs“ mit Schwerpunkt auf Bratislava und Ostösterreich.
  • Das kulturelle Potenzial der Pressburgerbahn heben: Vorgeschlagen wurde die Entwicklung eines grenzüberschreitenden Pop-Up Museums entlang der (ehemaligen) Trasse sowie gemeinsame Aktivitäten zum 110-jährigen Jubiläum im Jahr 2024.


Fazit
: All diese „Kulturgeschichten aus dem Grenzraum“ haben das Zeug, zum gemeinsamen Kitt für diese Grenzregion zu werden. baum_cityregion bot diversen Stakeholdern eine Bühne zur Präsentation und grenzüberschreitenden Weiterentwicklung ihrer Ideen. Das Projekt baum_cityregion selbst endet zu Jahresende 2022 – baum bleibt aber weiterhin Infodrehscheibe für grenzüberschreitend relevante Themen in der Stadtregion Bratislava-Umland: Die Stadt Bratislava und die Länder Niederösterreich und Burgenland verhandeln derzeit über die Details einer Fortführung von baum als grenzüberschreitend tätige Arbeitsgemeinschaft.

Foto: Guido Wirth (NÖ Landesausstellungen), Gerhard Baumgartner (Dokumentationsarchiv des österr. Widerstandes, Marlies Stubits (Land Bgld.), Michal Hvorecky (Moderator), Christine Schneider, Christian Berger (beide NÖ.Regional), Harald Horvath (Wirtschaftsagentur Burgenland)

baum_cityregion ist eine Plattform von Stadt Bratislava, NÖ.Regional und Wirtschaftsagentur Burgenland und thematisiert die grenzüberschreitende Stadtregion Bratislava-Umland. Diese Region erstreckt sich über die Grenzen der Slowakei hinaus und umfasst auch Gemeinden in Niederösterreich und dem Burgenland. Strategische Partner sind das Stadt-Umland Management Wien/Niederösterreich und der Selbstverwaltungskreis Bratislava. Die Gründungsvorbereitung für eine grenzüberschreitende Stadtregion Bratislava-Umland steht im Mittelpunkt des Projekts. Außerdem agiert das Projekt als Infodrehscheibe in der Stadtregion und verfolgt ausgewählte grenzüberschreitende Initiativen in den drei Aktionsfeldern 1.) Mobilität, 2.) Raum & Umwelt und 3.) Kultur. Geplante Projektdauer: 04/2021 bis 12/2022.

Das Projekt wird im Rahmen des Kooperationsprogramms Interreg V-A Slowakei-Österreich 2014-2020 (www.sk-at.eu) aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert. Die Kofinanzierung in Österreich erfolgt durch die Bundesländer Niederösterreich und Burgenland.

Kontakt Presse:

Dr. Harald Ladich, Wirtschaftsagentur Burgenland
Tel: +43 676 870424824
E-Mail: harald.ladich@wirtschaftsagentur-burgenland.at